Quelle

Anlässlich der Kunstausstellung von uns Mitgliedern des Kunstvereins Baden-Baden im Alten Dampfbad vom 07.10.-22.10.2023 zum Thema Quelle, ist ein Werk von Sophia entstanden, das hier weitere Informationen zur Symbolik rund um die Themen Quelle und Ursprünge erläutert.

 

Wunderwirkend strömt die Welle
strömt der heiße Dampf der Quelle
Mut wird freier- Blut wird neuer
Heil dem Wasser Heil dem Feuer
Joh. W. von Goethe

 

Die UR-quelle

Außergewöhnlich ist es, dass diese Quellen 30m über der Talsohle erscheinen. Sebastian Brant, Albrecht Dürers Lehrer der das Narrenschiff in Holzschnitt herausgegeben hat, lobte schon 1498 das Bad über alles als Jungbrunnen. Dagegen hat der Franziskanermöch Thomas Murner 1519 es als „Lürles Bad“ als liederliches Bad verteufelt. Da passt es gut, dass sich unter den 12 Quellen des Bades eine „Höllquelle“ befindet. Das Wasser der bekannten Fettquelle wurde früher von den Einwohnern der Stadt als eine „Wasserschnall“ (eine dünne Fleischbrühe) bezeichnet. Vom netten Nachbar bekomme ich bei Halsschmerzen auch jetzt noch eine Thermoskanne davon gebracht. Die Quelle gilt als Sinnbild der Reinheit und des sichtbaren Überflusses und (grch.) personifiziert als weibliche Gottheit. Auch Baldur, dem germanischen Frühlings-und Lichtgott sprangen Quellen auf. Als Lebenswasser, das nach allen 4 Himmelsrichtungen stömt, gilt es seit jeher als Ursprung lebensspendender Kräfte. In der Bibel sind sie Symbol des ewigen Lebens und der Wiedergeburt. Laut C.G. Jung sind sie Sinnbild der unerschöpflichen geistig- seelischen Energie.

 

Die Mutter Natur

ist die Quelle allen Lebens. Zusammen mit der Erde als Element enthält sie keimhaft alles was nach Verwirklichung und Formgebung verlangt. Blut, Nahrung und Sauerstoff versorgt durch Fließen die Zellen und sorgt für Leben und Erneuerung. Fruchtwasser bietet von Anfang an Schutz durch Nachgiebigkeit. Schon in der Mythologie dultet die Allmutter (Erde) alle Wesen. Die Mutter Natur gibt ohne Verhüllung oder Verkleidung Ur-Vertrauen. Als Mutterschoß hegt und nährt sie, symbolisiert Fürsorge und Zuwendung. Sie entläßt ihre Kinder daraus, bis sie diese nach ihrer Art wieder zurück nimmt. Zurück zur Mutter ist nicht nur in Goethes Faust zu finden, viele wollen sich nicht von ihren Fittichen lösen, aber alle sollten lernen sich selbst innerlich Mutter zu sein.

 

 

Die Stadt

Die Stadt ist der Ort an dem viele Menschen ihre Recourcen, Mittel und Kräfte bündeln und an dem alles zum Lebensbedarf zusammengetragen wird. Auch die Kommunikation, der Kontakt und Kulturaustausch ist viel lebendigiger als auf Einsiedlerhöfen. Hier erhält man Hilfe von Geburt bis zum Abschied aus dieser Welt. Die Stadt weist symbolisch auf unseren innersten Kern, unser eigenes Zentrum hin. In Träumen können wir oft unseren „Standpunkt“ erkennen. Ob wir uns in der Altstadt als Zeichen der Vergangenheit und Herkunft oder an einem kalten Ort als Zeichen des Intellekt aufhalten. Wenn wir in die Neustadt aufbrechen, setzen wir dann Potentiale auf die rechte Art ein?

 

Die Oos

Im Tal des Oosbachs, den die Kelten Ausawa d.h. glänzendes, hell leuchtendes Wasser und die Badener früher Ölbach nannten, stand außer Walkmühlen, Schmieden am Falkenbach eine Ölmühle. Der stärkste der 3 verzweigten Kanäle floß vom Kleingolfplatz aus (wenn man noch weiß wo der war) über den jetzigen Standort der ev. Stadtkirche (im Mittelalter fanden hier Hinrichtungen statt). So wertvoll das Wasser vor allem für die übliche Flößerei der Schwarzwaldbaumstämme war, so oft überflutete es die Stadt. Nach heftigen Regengüssen änderte die Oos willkürlich ihren Lauf. 1851 war es besonders schlimm gewesen und verwüstete die Brücken. Das war der Auslöser die Oos in ihr jetziges Bett zu zwängen. Am 29.Oktober 1998 erlebten wir wieder was die Oos anrichten kann. Geroldsau und Oberbeuern waren von von der Stadt abgeschnitten und das THW rettete in letzter Minute Menschen aus ihren Fahrzeugen.

 

Der Wald

Als Schwarzwald uns ganz nahe. Dass er Natur pur ist, uns mit Tieren konfrontiert und manchmal undurchschaubar erscheint, ist uns nicht neu. Wir erzählen uns: ich glaub ich bin im Wald oder ich kann vor lauter Wald keine Bäume sehen. Dass diese Sprichworte auch für unseren inneren Bereich der Seele gelten, ahnen wir wenn in Träumen wilde Tiere durchs Dickicht brechen oder wir verzweifelt nach einem Weg suchen. Es ist das Unbewußte (unsere tiefste seelische Quelle) das uns hinweist, daß wir mit unseren Wurzeln konfrontiert sind oder wir die Kräfte bräuchten die ein Bär symbolisieren kann vor dem wir flüchten. Die Erdhöhle, die uns Schutz bietet, zeigt uns die Urspünge unseres Seins.

Inhalte des persönlichen Unbewußten laut C.G. Jung

  • ist alles was ich weiß, an das ich aber momentan nicht denke
  • alles was mir einmal bewußt war, jetzt aber vergessen ist
  • alles was von meinen Sinnen wahrgenommen, aber von meinem Bewußtsein nicht beachtet wird
  • alles was ich absichts- und aufmerksamlos, d.h. unbewußt fühle, denke, erinnere, will und tue

 

Das Kollektive Unbewußte laut C.G. Jung: die tiefste Schicht der menschlichen Psyche

  • Inhalte und Kombinationen aus universellen Mustern und Kräften = Die Archetypen und Instinkte die jeder besitzt.

 

 

Handy-Man – die Informationsquelle

Ja wie heißt denn der Mann der Brunnenfigur in der Gönneranlage?
In meiner Phantasie hat er ein Mobiltelefon in der Hand, also ist er für mich der Handy-Man. Meine Phantasie geht weiter. Er sagt gerade: „Ich erfahre so viel durch diese Informationsquelle von anderen und der Welt. Aber meine Beziehung zu Josefine leidet darunter. Sie hat sich von mir abgewandt und trinkt den ganzen Tag Wein, um des Klimawandels wegen Wasser zu sparen.“
Also gibt es in der Nähe noch eine Trink-Quelle anderer Art: Wein aus dem Rebland.

 

 

Altes Schloß – eine Quelle der Geborgenheit

Schon 500 v. Chr. war die Fliehburg beim Ringwall der Kelten Hort und Zufluchtsstätte. Sie bot außer Schutz auch Übersicht übers Land. Aber genau deshalb ist es ein Muttersymbol. Das Alte Schloß ist mit einer schwer erreichbaren Erkenntnis vergleichbar, der ein mühsamer Weg voraus geht. Es bietet eine schwer einnehmbare Behausung vergleichbar mit unserem inneren Selbst.

 

 

 

Das Roulette – die Geldquelle

Baden-Baden ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung. Damit ist nicht nur die runde metallische Form, meist in Silber, gemeint. Aber auch dieses hat seine Berechtigung: man kann damit viel Gutes bewirken. Im Traum symbolisiert es, wenn jemanden ein Gewinn zufließt, verfügbare Energie, persönlicher Wertezuwachs, Kraft und Leistung. Damit ist der gedachte Mittelpunkt der Stadt gar nicht so verkehrt. Natürlich ist auch wie im richtigen Leben mit Verlust zu rechnen, wenn man auf das „Falsche“ gesetzt hat. Ob „Zahl oder Pferd“.

 

 

Merkur – die mythologische Quelle

Vieles könnte man von Merkurius grch. Hermes (nicht der, dem wir täglich auf 4 Rädern begegnen) berichten. Geist einer besonderen Welt: der Polarität beglückt und verlacht, beschenkt und beraubt, macht frei und unfrei. Bei all den lichten und dunklen Eigenschaften erinnert er zwar an uns Menschen, durch seine Flügel an Helm und Schuhen, aber auch an Engel. Er ist Götterbote ganz.

 

 

Kloster Lichtenthal – die geistige Quelle

Fast verborgen liegt eine wichtige geistige Quelle an einen Berg geschmiegt. Im Winter kommt kaum ein Sonnenstrahl dort an, jedoch nannte die Begründerin Irmengard von Baden das Kloster Lucida Vallis (helles Tal). Die Helle bezieht sich auch auf die Strahlkraft der Klosterschwestern, die seit damals ununterbrochen für die Menschen beten und arbeiten. Da ich dort zur Schule gegangen bin, kann ich
bestätigen, dass es bei aller Strenge viele Erlebnisse gegeben hat die unvergesslich für mich sind. Ein ganz klein wenig davon ist in meinem Beitrag in der Anthologie „Literarische Frauenzimmer“ zu lesen.

 

 

Literaturliste bzw.empfehlungswerte weiterführende Literatur

  • Adam, Klaus-Uwe: Therapeutisches Arbeiten mit Träumen, Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2000
  • Aeppli, Ernst: Der Traum und seine Deutung, Knaur Nachfolge München 2010
  • Bischof, Heinz: Baden – Baden in alten Ansichtskarten, Flechsig Verlag, Frankf/ Main 1978
  • Fischer , Klaus: Faites Votre Jeu, Geschichte der Spielbank Baden- Baden 1975
  • Haebler, Rolf Gustav: Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden- Baden, I. Band Verlag: Dr. Willy Schmidt Bd-Bd. 1969
  • Haedecke, Gerd: Baden – Baden, Verlag: Friedrich Stadler Konstanz 1980
  • Jung, C.G.: Grundwerk Band 1-9, Walter Verlag Olten 1985
  • Kerényi, Karl: Umgang mit Göttlichem, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1961
  • Lemmer, Manfred: Die Holzschnitte zu Sebastian Brants Narrenschiff, Insel Verlag 1964
  • Lurker, Manfred: Symbol, Mythos und Legende in der Kunst, Verlag Heitz Baden- Baden/ Strasbourg 1958
  • Metz, Rudolf: Mineralogisch landeskundliche Wanderungen im, Nordschwarzwald( besonders in dessen alten Bergbaurevieren), Moritz Schauenburg Verlag, Lahr/ Schwarzwald 1977
  • Riedel, Ingrid: Die 4 Elemente im Traum, Walter Verlag Solothurn und Düsseldorf 1993
  • Riedel, Ingrid: Die Symbolik der Farben, Patmos Verlag 2019
  • Vollmar, Klausbernd u. Lenz, Konrad: Traumdeutung. Gräfe und Unser Verlag München 2003